Die Methode der Lärchenharz-Gewinnung in ihrer heutigen Form geht im Wesentlichen auf Nikolaus Schusser zurück, der ab dem Jahr 1919 in den Kärntner Nockbergen mit der gewerbsmäßigen Sammlung dieses wertvollen Naturstoffs begann.
Die Lärchenharz-Gewinnung hatte bis dahin im Alpenraum eine jahrhundertealte Tradition. Aus historischen Dokumenten wissen wir, dass dieser Baumbalsam schon sehr früh in der Volksmedizin bei Hautunreinheiten und bei der Behandlung von eitrigen Wunden eine Bedeutung hatte (der römische Dichter Plinius d.J. erwähnt im 1. nachchristlichen Jahrhundert in seiner Naturalis historia eine hautreinigende Salbe mit Lärchenharz).
Harze fanden aber auch zum Abdichten von Getränkefässern und Schiffsplanken Verwendung. Die Mengen, die dafür aus dem Alpenraum nach Italien geliefert wurden, waren beträchtlich. So ist es nicht verwunderlich, dass im Mittelalter die Nebennutzung des Waldes die wirtschaftliche Bedeutung der Holzproduktion übertraf.
Allerdings waren die Methoden der Harzgewinnung alles eher als waldschonend. So war es bis zum 1. Weltkrieg gebräuchlich, Bäume in Brusthöhe anzubohren oder anzuhacken, was zu einer Entwertung des Erdstammes führte. Vielfach wurden Bohrlöcher nicht verschlossen, was zum Absterben des Baumes durch Trocken- oder Rotfäule führte.
Um Waldschäden zu vermeiden, war das Sammeln von Lärchenharz seit jeher an eine streng überwachte Genehmigung gebunden, was jedoch dem Waldfrevel selten Einhalt gebieten konnte. So war es nicht verwunderlich, dass die Lärchenharzung – zu Recht – in Verruf kam.
Gewinnungsmethode
Während bei der Kiefernharzung am Stamm Flächenschnitte angebracht werden und das austretende Harz in darunter angebrachten Tontöpfen aufgefangen wird, erfolgt die
Lärchenharzung durch ein Bohrverfahren. Bedingt durch Spannungen im Holz kommt es bei der Lärche — meist im Wurzelhalse — zu so genannten Harzrissen, die sich mit der Zeit mit Balsamharz füllen. Schneidet man bei einer Bohrung diese balsamharzgefüllten Risse an, kann das Sekret in den Bohrkanal abfließen und von dort entnommen werden. Nach der Balsamharzentnahme wird das Bohrloch mit einem konisch abgedrehten Holzstopfen luft- und wasserdicht verschlossen.
Das große Verdienst Nikolaus Schussers bestand nun darin, die Gewinnungsmethode derart verfeinert zu haben, dass bei Einhaltung bestimmter Kriterien der Baum nicht zu Schaden kommt. Dazu sicherte er sich die Mithilfe Siegfried Pertls, eines innovativen Schmiedemeisters in St. Oswald ob Bad Kleinkirchheim. Pertl lieferte ihm die nötigen Werkzeuge, für deren Herstellung er Qualitätsstahl und (schwefelfreie) Holzkohle (die er sich in Meilern selbst herstellte) verwendete. Er hatte deshalb auch einen legendären Ruf als Zeug- und Bohrerschmied.
Nikolaus Schusser suchte aber auch schon bald den Kontakt zur Forstwissenschaft. Jahrelange begleitende Untersuchungen der Lärchenharzgewinnung im Kärntner Gurktal führten zu dem Ergebnis, dass die Lärche keinerlei Schaden nimmt, wenn nicht zu junge Bestände angebohrt werden und das (im Stammfuß befindliche) Bohrloch mit einem konisch abgedrehten Stopfen hermetisch verschlossen wird.
Schmiedemeister Siegfried Pertl (1896-1980)